Baden und seine Rotweine
„Es muss a Wein sein …“ beginnt ein Wienerlied, das seinen Ursprung ebenso gut im Herzen Badens haben könnte. Im drittgrößten und südlichsten Weinbaugebiet Deutschlands wissen nicht nur die Winzer, die 1,1 Mio. Hektoliter Wein pro Jahr erzeugen, warum Weinkenner werden hier als erstrebenswertes Ziel gilt.
Das macht den Unterschied
Als einziges deutsches Weinbaugebiet gehört Baden nach den Richtlinien der Europäischen Union zur Weinbauzone B, die sonst nur in Frankreich zu finden ist. Im Westen der Elsaß, im Osten der Schwarzwald und südlich von der Schweiz eingerahmt, beruht die Einstufung auf dem warmen Klima, von dem diese Region geprägt ist. Dass hier besondere Weine ihren Ursprung haben, ist durch verschiedene, günstige Faktoren bestimmt. Schwer zu bewirtschaftende Hanglagen sind der Grund, warum die Handarbeit bei der Weinlese noch einen hohen Stellenwert hat. Seine geschmacklich vielfältigen Erträge verdankt der badische Wein nicht zuletzt auch der unterschiedlichen Bodenbeschaffenheit von Kreide über Lehm, Löß, Vulkangestein bis zu Muschelkalk.
Um den Rahmen nicht zu sprengen, wird in diesen Zeilen nur von den Rotweinen die Rede sein, die Baden zu bieten hat.
Ein Name wie ein Versprechen
Eine Rebfläche mit 15.900 ha, die neun Anbaugebiete beherbergt, ist schwer in Worte zu fassen. Spätburgunder, Schwarzriesling und Regent stellen beim Rotwein die Hauptrebsorten dar, gefolgt von Dunkelfelder, Dornfelder und Lemberger.
Niemand muss ein Weinkenner werden, um die Qualität des Spätburgunder für seine gehobenen Ansprüche zu wählen. Auf 5.699 ha wird diese Rebsorte angebaut und verlangt sorgfältigen Umgang. Das Gedeihen ist vom optimalen Klima in Rieslinglagen und gutem Boden abhängig. Bei einer Weinverkostung, ideal im Spätsommer oder Herbst, begeistert sowohl der klassische, als auch der moderne Typ vollmundig und mit fruchtigem Aroma. Ein exzellenter Begleiter zu Braten oder Wild.
Die Alternative zum Spätburgunder ist der Schwarzriesling, der in Bezug auf Lage und Boden weniger Ansprüche stellt. Mit fruchtigem Aroma und rubinroter Farbe erfreut er sich nicht nur bei der Weinverkostung, sondern auch als Dämmerschoppen großer Beliebtheit. Beim Essen wird er zu Fleischgerichten oder milden Käsesorten gereicht.
Die neue Sorte Regent ist ein Hoffnungsträger für die Zukunft, erhielt erst 1993 den Sortenschutz und drei Jahre später die Zulassung für die Qualitätsweinproduktion. Durch sein überdurchschnittliches Mostgewicht übertrifft der Regent sogar den Spätburgunder. Mit dem Aroma von Kirsche oder Johannisbeere ist dieser Wein nicht nur früh reif, um bei einer Weinverkostung vorgestellt zu werden, sondern begleitet auch herzhafte Brotzeiten und kräftige Fleischgerichte.
Ein paar Takte älter, genau genommen 50 Jahre, ist die damalige Neuzüchtung des Dornfelder. Wer Weinkenner werden will, sollte diesen Rotweinklassiker in sein persönliches Repertoire aufnehmen. Eine robuste Rebsorte mit hohen Erträgen, die Winzer während der frühen Reifeperiode beschneiden, um das Ergebnis zu optimieren. Die beiden unterschiedlichen Ausbaustile belohnen diese Mühe. Der neue Jahrgang mit intensivem Früchtearoma wird bereits als Primeur auf den Markt gebracht. Gehaltvoll und harmonisch ist das Ergebnis, wenn der Winzer im Holzfass Struktur und Gerbstoffe betont und dafür das Fruchtaroma reduziert. Ein kühler Tropfen zu kräftigen Bratengerichten und Käse.
Die Route für besondere Weine
Wer Weinkenner werden will und dafür mit den genannten Rotweinsorten beginnt, startet seine Tour am besten in Kraichgau. Ob der Weinbau „Goldene Gans“, das Ökologische Weingut Bischoff oder das Weingut Karl Hirsch, die etwa 50 Winzer in diesem Weinbaubereich lassen keine Wünsche offen. Eine weitere Station für den Roten in Baden ist das Gebiet Ortenau, wo neben dem Weinbau Monika Bähr und dem Weingut Holger Dütsch über 60 weitere Winzer auf Gäste warten. Auch beim Weingut Freiherr von und zu Franckenstein ist die Ausgabe eines „Roten“ bei der Weinverkostung tatsächlich das Produkt einer guten Rebsorte. Rotweinliebhaber können ihre Reise in die Weinbaubereiche Kaiserstuhl, Tuniberg oder den Bodensee fortsetzen, ohne je auf einen guten Tropfen verzichten zu müssen.
Gekrönte Häupter
Die Krönung einer alten Tradition ist die alljährliche Wahl der Badischen Weinkönigin. Bewerberinnen sind entweder selbst Winzerinnen oder stammen aus einer Winzerfamilie. Ihre Qualitäten messen sich an fachkundigem Wissen auf dem Gebiet des Weinbaus, das bei der Wahl abgefragt wird. Die Krönung erfolgt schließlich an die Kandidatin mit der besten Kombination aus Wissen, Präsentation und Erscheinungsbild. Mit diesen Eigenschaften vertritt die Badische Weinkönigin den Berufstand bei Auftritten in Deutschland und dem Ausland.
Ob jemand Weinkenner werden will oder einfach eine Weinverkostung besuchen möchte, mit den Badischen Rotweinen hat er schon die Weichen für besondere Weine gestellt. Ein Problem wird allerdings bis zum letzten Tropfen bleiben: Die Qual der Wahl.
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Freundliche Grüße
Detlef Brinkmann
Bildquellenangabe: RainerSturm / pixelio.de
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